Schule ohne Schuhe? Die Idee klingt zunächst nicht besonders naheliegend, ist aber ganz einfach und in Finnland völlig selbstverständlich. Sobald man das Schulgebäude betreten hat kommen die Schuhe runter. An jedem Zugang, egal ob Haupteingang oder kleine Hintertür gibt es Regale, in denen die Treter warten dürfen, egal wie sauber, nass oder miefig sie sind. Ab dort geht es nur noch in Strümpfen oder Hausschuhen weiter, je nach Schule dürfen es eventuell auch saubere Hallenschuhe sein. Egal ob im Klassenzimmer, auf dem Klo oder beim Mittagessen – Straßenschuhe sind tabu. Nur in den Pausen kommen sie wieder zum Einsatz, diese finden nämlich bis -30° grundsätzlich im Freien statt. (Diese Idee zu diskutieren ist aber etwas für einen anderen Tag.) Wohl dem, der noch weiß, an welchem Eingang er seine Schuhe am Morgen geparkt hat.
Das Alles gilt übrigens auch für Lehrer. Egal ob Elterngespräch, Diskussion mit der Chefin oder Sitzung im Disziplinarausschuss. Die Schuhe bleiben draußen und die Füße bequem und gelüftet. Sportlehrer haben hier den Vorteil, da sie ihre Hallenschuhe aus dem Unterricht direkt anbehalten können. Und dann gibt es ja auch noch die guten, alten Plastiküberzieher. Wer mal wirklich keine Zeit hat, sich seiner Schuhe zu entledigen oder nur „ganz kurz“ rein muss, der kann sich auch schnell diese meist blauen Schutzhüllen überstülpen und damit dann auch in schmutzisolierten Schuhen hinein.
Die Vorteile liegen auf der Hand. Im Schulgebäude ist es sehr viel sauberer. Der ganze Dreck, der sich sonst überall verteilt, bleibt nun in den Eingangsbereichen. Keine Schlammspuren auf den Gängen, keine verkrusteten Klassenzimmerböden, keine Kieselsteinlawinen in der Sportumkleide. Und jeder kann sich denken, dass die großen Pfützen vor den Jungentoiletten nicht aus Regenwasser bestehen. Das macht nicht nur das Leben für die Reinigungskräfte einfacher und die Reinigung schneller und günstiger, es sorgt auch einfach für eine angenehmere, wohnlichere Atmosphäre. Das betrifft nicht nur den Grad an Sauberkeit. Hausschuhe und Socken sind auch generell gemütlicher. Schrittgeräusche sind gedämpft, das Tempo langsamer – auf rutschigen Treppen bewegt man sich zwangsläufig vorsichtiger – und Marke und Preis der Fußbekleidung spielen auch (noch) keine Rolle.
Der größte Nachteil besteht darin, dass vereinzelte Menschen ihr Schuhwerk nicht mehr finden können, entweder weil sie vergessen haben, wo sie die Dinger abgestellt haben oder weil ein Scherzkeks aus der 9. Klasse einzelne Schuhe vertauscht bzw. versteckt hat. Möglicherweise gibt es auch Anlagen, auf denen viele Wege durchs Freie führen oder die nur über einen einzigen Zugang verfügen, über den alle das Gebäude betreten. Hier stieße das vollständig schuhlose Konzept an seine logistischen Grenzen, die Alternative wäre dann nur die Klassenzimmer zur schuhfreien Zone zu erklären und die Schuhablagen auf den Gängen zu installieren. Für die allermeisten Schulen sollte sich die eine oder andere Variante mit überschaubarem Aufwand umsetzen lassen.
Fazit: Gute Idee, kann man so übernehmen.